Freitag, 2. November 2012

Filmrezension: Die Vermessung der Welt

Es ist mittlerweile schon einige Jahre her, dass ich den Roman "Die Vermessung der Welt" von Daniel Kehlmann gelesen habe; 5-6 Jahre mindestens. Deswegen erinnere ich mich auch nicht mehr an jedes Detail des Buches. Aber eines weiß ich noch ganz genau: Das Buch beginnt auf der neu eingeweihten Zugstrecke zwischen Göttingen und Berlin, die Gauß ausprobiert, als er zu einem Treffen von Naturwissenschaftlern nach Berlin fährt. Irgendwie hatte sich dieser Buchanfang bei mir eingebrannt. Gauß war nämlich total fasziniert von der Geschwindigkeit dieser neuen Reisemöglichkeit. Was also erwartete ich für den Film? Diese Reise mit dem Zug... und wurde leider enttäuscht. Denn diese Zugreise aus dem Buch findet im Film leider in der Kutsche statt und ist definitiv nicht zu Beginn, sondern erst zum Ende des Films eingebaut (was zeitlich auch mehr Sinn macht, aber sei es drum). Ich habe wirklich bis zum Ende des Filmes auf diese Szene gewartet... und sie kam nicht. Kennt ihr so etwas bei Romanverfilmungen auch? Dass ihr Szenen im Kopf habt und genau die Szenen werden nicht umgesetzt? Naja... was solls... Ansonsten war der Roman (meiner Erinnerung nach) doch recht gut getroffen, auch wenn der Roman mehr über die Humboldt-Brüder erzählt...
Aber ich wollte euch ja nicht vom Roman, sondern vom Film erzählen.

Der Film "Die Vermessung der Welt" basiert also auf dem gleichnamigen Bestseller von Daniel Kehlmann und stellt die Lebensgeschichten des Naturforschers Alexander von Humboldt und des Mathematikers Karl Gauß dar. Alexander wächst als reicher Adliger auf und wird von Beginn seines Lebens an in allen wissenschaftlichen Bereichen gefördert. Er entwickelt schon recht früh großes Interesse an der Natur und bereist schließlich Südamerika, um den fernen Kontinent zu vermessen, neue Tier- und Pflanzenarten kennen zu lernen und neue, wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln. Hiermit wird er in ganz Deutschland berühmt und seine Erkenntnisse eilen ihm voraus. Jeder kennt ihn und ist von seinen wissenschaftlichen Errungenschaften beeindruckt.
Währenddessen wächst der junge Karl Gauß in einem einfachen Elternhaus heran. Nur durch Zufall erkennt sein mathematisch veranlagter Volksschullehrer das mathematische Genie des jungen Gauß und er schafft es für das junge Mathegenie ein Stipendium beim Baron zu erhalten. Während Alexander von Humboldt in der Weltgeschichte herumreist und die Welt vermisst, entdeckt Gauß eine ganz andere Welt: Die Welt der Mathematik - und erfindet diese neu. Während Humboldt die Begeisterung der Massen hinter sich hat, stößt Gauß mit seinen - für heutige Zeit unverzichtbaren Erkenntnissen - auf Unverständnis.
Im Roman - und im Film - treffen sich Humboldt und Gauß zweimal im Leben: Zu Beginn bei einem Essen des Barons und zum Ende, auf dem zu Anfang erwähnten naturwissenschaftlichen Kongress in Berlin.

Der Film zeigt das (vom Autor fiktiv geschilderte) Leben der beiden Naturwissenschaftler, die letztlich beide nur der Wissenschaft dienen, aber auf so ganz unterschiedliche Weise ihre Erkenntnisse gewinnen. Im Film merkt man sogar, wie sie teilweise auf unterschiedliche Art an denselben Dingen forschen. So legt Gauß die mathematische Grundlage zum Verständnis von Elektrizität, während Humboldt die Elektrizität eines Aals am eigenen Leibe erforscht. Der Film zeigt meiner Ansicht nach sehr deutlich, wie unterschiedlich verschiedene wissenschaftliche Erkenntnisse vom Volk betrachtet werden und wie viel Einfluss die Herkunft zu jener Zeit auf die Bildung hatte. Es ist durchaus ein sehr interessanter Film. Aber: man muss ihn meiner Meinung nach nicht unbedingt im Kino sehen, sondern kann auch auf die DVD oder die Veröffentlichung im Fernsehen warten, denn: Der Film ist nur in 3D im Kino zu sehen... Und dieser Effekt bringt dem Film... nichts!
Ernsthaft... 9-10 Euro (unter der Woche) für den Film auszugeben ist absolut übertrieben! Das ist reine Geldscheffelei... Wenigstens die Wahl, ob man 2D oder 3D gucken will, sollte dem Zuschauer überlassen bleiben...
Darauf ergibt sich also mein Fazit: Wartet mit dem Film, bis er auf DVD oder im Fernsehen erscheint und schaut ihn euch dann an, wenn euch das Leben zweier bekannter Wissenschaftler und deren Hürden interessiert. Es lohnt sich auf jeden Fall... aber nicht unbedingt die 10 Euro für 3D auszugeben...

Und damit wir auch noch was zum Anschauen haben, wie üblich noch der passende Trailer zum Film:


Achja, falls ihr gerade mit Gauß nichts anfangen könnt: Das ist der Typ, dessen Kopf früher auf unseren 10-DM-Scheinen war!

6 Kommentare:

  1. bei dem langen text hast du dir ja viel Mühe gegeben :O :D ! Hört sich ganz gut an, aber ich glaube solche Filme sind nicht so mein Ding.

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  2. hört sich interessant an :) nur sind solche Filme im Moment gar nicht mein Ding, bin grade auf der Romantik mega Kitsch Schiene unterwegs
    lG

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  3. Ich finde den Film auch nicht so prickelnd, das Buch war um Längen besser, aber das ist ja meistens so!

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  4. Danke für das ausführliche Review... Es gibt wirklich Filme, für die ist 3D einfach nichts.

    LG, Christian

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  5. vielen dank für deine Rezension!

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